PANIKPREIS PODCAST Folge #8
Shownotes
Es macht total Spaß, Sarah Lesch zu interviewen. Sie ist klug und rebellisch, leidenschaftlich und kein bisschen oberflächlich. Bei deutscher Musik spielen die Texte eine große Rolle und die Liedermacherin schreibt richtig gute - eindringlich und emotional.
Eine Frau, die sich nicht hinter Masken versteckt. Sarah Lesch erzählt, was ihr auf dem Herzen brennt und man hat das Gefühl bei ihr geht nur: all in!
Uns hat sie erzählt, wie sie ihre Einsamkeit heilt, warum sie ihre Songs schreibt, manchmal einen pro Tag und wir haben ein neues Genre kreiert: "Porno für Bildungsbürger".
Jetzt auf dem neuen YouTube Kanal der Udo Lindenberg Stiftung und allen gängigen Audio Plattformen.
Links
Coaching bei Sarah 👉🏾 https://www.sarahlesch.de/coaching
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Initiative Musik 👉🏾 https://www.initiative-musik.de
👉🏾 / @udolindenbergstiftung
Podcast Video 🎥 https://www.youtube.com/watch?v=Vr9hFmslbOs&list=PLYPTDIeowdHNdK6bMqr5ZVtC5heWvTBWO
Sarah Lesch 👉🏾 https://www.sarahlesch.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Auf der Bühne bin ich irgendwie safe und da bin ich gut und da habe ich ein Mikrofon
00:00:03: dann da so und alle sagen, oh, und aha, jetzt hat sie das gesagt und mein Klatschensee.
00:00:08: Aber was ich viel heftiger finde, ist so im Alltag, wenn du an der Bar sitzt und irgendjemand
00:00:14: redet, Scheiße, dann aufzustehen und den Mund aufzumachen.
00:00:17: Das hat mich so wahnsinnig verletzt, dass ich dachte, dieses Lied ist ja nicht, es wurde
00:00:27: oft gesagt, es hat die falschen Leute erreicht.
00:00:30: Testament ist aber das zutiefst feministischste und menschlichste Lied, das ich jemals geschrieben
00:00:35: habe und ich habe gedacht, nein, das kann keine falschen Menschen erreichen.
00:00:38: Wenn das jemanden erreicht hat, dann ist das richtig.
00:00:41: Es soll alle Menschen erreichen, aber sie haben das falsche damit gemacht.
00:00:45: Sven Fett war auch ganz aufgeregt, weil er sollte auch nicht mit dem Dalalama reden,
00:00:48: auf gar keinen Fall.
00:00:49: Wir waren so 30 Leute.
00:00:50: Er ist ja vor mir stehen geblieben, ist auf mich zugekommen und hat das genau das gemacht,
00:00:56: was alle Kinder, ich bin ja eigentlich Erzieherin.
00:00:59: Was alle Kinder machen, als Allererstes, wenn sie bei mir auf dem Schoß sitzen.
00:01:02: Der Panikpreis Podcast, die 8.
00:01:07: Ausgabe am 8.
00:01:08: August live aus der Alten Liebe mit Bea.
00:01:12: Hallo, ja, traut euch fröhlich.
00:01:15: Ich freue mich auf einen ganz besonderen Panikpreis Podcast, weil wir haben so viel
00:01:22: gemacht, wir haben mit den Gewinnern der letzten Jahre gesprochen.
00:01:25: Wir haben mit Experten gesprochen, Tipps für junge Bands.
00:01:28: Wir waren beim Panikpreis Coaching dabei in der Popakademie und heute wollen wir mal
00:01:31: schauen, was denn so aus ehemaligen Gewinnerinnen geworden ist.
00:01:35: Und da freue ich mich ganz besonders.
00:01:37: Ich habe nämlich meine Nachbarin mitgebracht, meine fast Nachbarin aus Leipzig.
00:01:40: 500 Meter, wo wir auseinander.
00:01:42: Hier ist Sarah Lesch.
00:01:43: Schön, dass wir uns jetzt endlich mal hier in Hamburg sehen.
00:01:51: Wir haben immer nie die Chance, ob es wirklich war.
00:01:53: 500 Meter sind das glaube ich ******* Straßen.
00:01:56: Wir schaffen es nie, schön, dass du da bist, Sarah, und wir es hier mal schaffen.
00:01:59: Ich freue mich auch sehr, da zu sein.
00:02:01: Danke für die Einladung.
00:02:02: 2017, da hast du den Panikpreis gewonnen.
00:02:06: Das ist eigentlich schon verdammt lang her.
00:02:08: Damals bist du als die Sarah unterwegs gewesen, als die man dich damals schon kannte
00:02:13: und immer noch kennt, ganz allein mit Gitarre.
00:02:15: Es hat sich inzwischen auch ein bisschen was verändert.
00:02:17: Da kommen wir später drauf.
00:02:19: Aber was hat sich denn für dich getan durch diesen Panikpreis?
00:02:22: Also, es hat sich sehr viel getan in der Zeit danach.
00:02:26: Ich habe eine rauschende, oder ein paar rauschende Jahre gehabt,
00:02:30: mit vielen, vielen Konzerten, ausverkauften Shows.
00:02:33: Und da hatte ich wirklich ein großes Glück.
00:02:36: Das waren auch irgendwie noch Zeiten, in denen das noch leichter war als heute, glaube ich.
00:02:40: Und es hat auf jeden Fall für mich ganz viel bedeutet,
00:02:43: da zu sein und all diese Menschen zu treffen und auch dieses Feedback zu bekommen.
00:02:47: Weil ich bin ja Autodidaktin und habe irgendwie mich ziemlich,
00:02:51: vom Gefühl, ziemlich durchsetzen müssen, um meine Musik zu machen
00:02:55: und habe oft gehört, dass du kannst es nicht oder das reicht nicht.
00:02:59: Und das war wirklich für mich ganz, ganz wahnsinnig besonders an dieser Stelle,
00:03:03: da eine Rolle zu spielen.
00:03:05: Die Autodidakten sind manchmal die besten, muss man dazusagen,
00:03:08: weil sie nicht so den ganzen, die Musik, die Harmonie und so im Kopf haben.
00:03:12: Das ist gleich aufgefallen auch damals bei deinen Texten,
00:03:15: die eigentlich so richtig den Panikpreis entsprochen haben.
00:03:18: Also Menschen, die noch was zwischen den Ohren haben, sage ich immer.
00:03:21: Und die auch die Themen der Zeit ansprechen, das machst du auf wunderbare Art und Weise.
00:03:26: Aber musst du sagen, das ist nicht immer ganz einfach für dich.
00:03:28: Du wirst auch oft angefeindet für deine Songs.
00:03:30: Ja, durchaus.
00:03:32: Ich glaube, das geht allen so, die jetzt gerade antifaschistisch arbeiten
00:03:37: oder zum Beispiel sich für queere Menschen einsetzen
00:03:40: oder für andere marginalisierte Personengruppen einsetzen.
00:03:43: Und die, ja, die Zeiten sind einfach so,
00:03:47: also es ist so gewaltvoll und sehr hochgekocht alles.
00:03:50: Und dazu kam jetzt noch die Pandemie als Brandbeschleuniger.
00:03:54: Das war natürlich für uns alle, glaube ich, nicht so schön.
00:03:57: Was man vielleicht noch mal kurz für die Leute,
00:03:59: die das nicht so ganz genau wissen, dazusagen sollte,
00:04:01: ist, dass der Panikpreis auch mit einer guten Geldsumme verbunden ist,
00:04:05: die man ja auch wirklich gut gebrauchen kann.
00:04:07: Besonders in der heutigen Zeit.
00:04:08: Ich habe ja mit einigen Bands Interviews gemacht und alle reden darüber, wie schwierig das ist.
00:04:13: Was mich mal interessiert hätte, ich habe gelesen,
00:04:15: du hast seit dem Sechs Alben produziert, das ist ja wirklich eine beachtliche Leistung,
00:04:20: womöglich denn ja auch noch mit Musikvideos, die man ja auch sehen kann.
00:04:24: Wie hast du das gewuppt alles? Wie hast du das hingekriegt? Auch finanziell?
00:04:28: Ja, also das ist wirklich eine ganz schwierige Kiste eigentlich.
00:04:32: Ich habe zum einen immer wieder die Unterstützung der Initiative Musik bekommen an der Stelle.
00:04:39: Wirklich vielen Dank dafür, nichtsdestotrotz ist es so,
00:04:43: dass man auch ganz gut damit pleite gehen kann, dass man Alben macht.
00:04:46: Weil das ist sehr, sehr teuer, das kostet alles viel Geld und Leute streamen ja eher die Musik
00:04:52: und kaufen nicht mehr so viele CDs.
00:04:54: Jetzt habe ich ein bisschen Glück gehabt, weil mein Publikum schon auch noch gerne Tonträger kauft.
00:05:00: Aber es ist wirklich nicht so einfach, es wiegt sich nicht mehr so richtig auf
00:05:03: und viele Leute wissen das halt auch gar nicht,
00:05:05: dass eine Künstlerin mit Streaming eigentlich fast nichts verdienen.
00:05:09: Und die sagen dann halt ganz stolz, ich stream dich ganz oft und so.
00:05:13: Und man denkt so, toll, 0,003 Cent, irgendwie 12 Euro im Monat, das ist schon echt hart.
00:05:19: Und ja, ich habe das natürlich auch geschafft, durch ein tolles Team,
00:05:23: was ich im Rücken hatte, die mir geholfen haben, auch Anträge zu stellen.
00:05:27: Und so, weil gerade für junge Artists, die ganz alleine alles wuppen müssen,
00:05:31: ja, dann so ein Album schreiben und dann noch Anträge und dann muss man irgendwie auch noch
00:05:36: verbeamtet werden, damit man das alles versteht.
00:05:38: Da ist das ja auch schon, genau, ist gar nicht so einfach.
00:05:41: Aber die Lieder, daran mangelt es nicht, also da fällt mir immer was ein.
00:05:46: Arno hat deine Texte erwähnt, insofern ist das ja im Grunde auch ein Glück,
00:05:50: dass du so unterwegs bist, wie du unterwegs bist.
00:05:52: Also dass du teilweise ja wirklich in einem Text, so wie Testament,
00:05:56: was ja so ein Evergreen ist bei dir, wo ja wirklich so viel drinsteckt,
00:06:01: dass man das eigentlich ein paar Mal hören muss, um das wirklich alles aufnehmen zu können.
00:06:07: Und das ist ja wahrscheinlich eigentlich auch ein Glück dafür,
00:06:10: dass Leute dann eben auch CDs kaufen, die solche Musik hören.
00:06:12: Also jetzt eher als jetzt irgendwie keine Ahnung, Electronic Dance-Music, oder?
00:06:16: War das denn immer schon so, dass du, als du angefangen hast, Musik zu machen,
00:06:20: dass das so dein Hauptanliegen war, wirklich auch Themen aufzugreifen,
00:06:24: die zum Nachdenken anregen oder die Leute dazu bringen,
00:06:29: auch sich selbst mal genauer anzugucken und in Frage zu stellen?
00:06:32: Also fast nicht ganz direkt, weil ich habe nie gedacht,
00:06:36: ich will Leuten was beibringen oder ich möchte jetzt was Bestimmtes jemandem zeigen,
00:06:41: was ich besser weiß als der, sondern eher, dass ich mir die Lieder schreibe,
00:06:45: die ich selber brauche, manchmal um mir selber ein Merkzettel zu geben.
00:06:49: Also bei Testament, da verspreche ich ja, dass ich mein Kind so sein lasse, wie es ist.
00:06:53: Und wir alle wissen wahrscheinlich in diesem Raum, ich vermute,
00:06:57: wir haben da irgendwie alle schon mal Erfahrungen mitgemacht,
00:06:59: dass das gar nicht so einfach ist, in der Theorie ist natürlich alles super.
00:07:03: Aber genau, ich brauche manchmal die Songs für mich selber
00:07:07: und ich verspüre manchmal eine verzweifelte Einsamkeit mit meinen ganzen Gefühlen,
00:07:12: die ich habe und auch in der Welt zu leben.
00:07:15: Ich war ja damals Erzieherin und hatte einfach viele kleine Kinder
00:07:20: und habe irgendwie so das Gefühl gehabt, wir machen da so viel Scheiße
00:07:23: und wir verstehen überhaupt nicht, wie wir verstehen es eigentlich.
00:07:27: Wir müssten eigentlich viel öfter mal überlegen, was macht einen wirklich Sinn
00:07:31: und was fühlt sich gut an, als immer irgendwas zu tun, was man schon immer so getan hat
00:07:35: und was irgendwie auch so nach Kriegsmist ist eigentlich, zum Beispiel die Schule,
00:07:38: also die Art, wie sie funktioniert gerade.
00:07:41: Und irgendwie ist es eher so, dass ich versuche, meine Einsamkeiten ein bisschen zu heilen,
00:07:45: indem ich halt sage, ich habe da so ein Gefühl
00:07:48: und irgendwie muss es doch noch jemandem hier so gehen
00:07:51: und dann zu spüren, diese Resonanz von den Menschen, die sagen, ja, ja man, ich fühle es auch
00:07:55: und das liebe ich einfach und dafür mache ich das.
00:07:57: Und ich schreibe eigentlich immer Songs über Themen oder Menschen,
00:08:01: die mich selber sehr berührt und die mir geholfen haben auch.
00:08:04: Und die das nicht totzukriegen, das ist das Schöne.
00:08:07: Und wir können unsere Heldengeschichten erzählen und die werden einfach überleben,
00:08:10: egal was passiert.
00:08:12: Das sind schöne Spuren, die man hinterlässt.
00:08:14: Das stimmt.
00:08:15: Wenn man dich verfolgt, zum Beispiel auf Patreon oder so,
00:08:17: da merkt man, dass du einen riesengroßen Output hast, fast jeden Tag kommt ein Lied.
00:08:21: So bist du entweder sehr einsam oder sehr produktiv oder beides.
00:08:26: Ja, beides.
00:08:27: Also ich bin vor allem, ich war in den letzten Jahren noch nicht mal so richtig krass verliebt.
00:08:31: Ich meine, da schreibt man ja doppelt so viel.
00:08:34: Ich kann gut, wenn ich wütend bin, schreiben.
00:08:36: Ich kann gut, wenn ich einsam bin, schreiben.
00:08:38: Ich kann gut, wenn ich verknallt bin, schreiben.
00:08:40: Wenn ich gestresst bin, wenn ich nicht geschlafen habe, ich schreibe eigentlich immer.
00:08:43: Ich glaube, ich habe einfach so eine Unruhe auch in mir
00:08:45: und irgendwie ist es ja auch so, man übt das ja, wenn du jetzt jeden Tag schreibst.
00:08:50: So, dann weißt du irgendwann, ich kann nicht mehr duschen gehen,
00:08:53: ohne dass mein Hirnreime ausspuckt.
00:08:55: Wirklich.
00:08:56: Ist ganz schlimm, dann renne ich immer so nass zum PC und fange an zu typen,
00:09:01: weil ja, keine Ahnung, woher das kommt.
00:09:04: Oder einfach ein Diktiergerät mit dem Duschen nehmen, das wäre auch nicht schlecht.
00:09:08: Mir fällt in dem Zusammenhang, fällt mir allerdings auch auf,
00:09:10: dass du mit vielen Musikern zusammenarbeitest.
00:09:13: Es ist so ein kleiner, aber feiner Kreis, der ist immer fest.
00:09:16: Das muss aber gar nicht so einfach sein, weil ich dich ja auch ein bisschen kenne,
00:09:19: Menschen zu finden, die mit dir musizieren, die auch auf einer Wellenlänge sind.
00:09:22: Was muss ein Musiker haben, wenn er mit dir spielen will?
00:09:25: Also, ich habe vor allem ganz tolle Menschen und ganz tolle Freunde um mich.
00:09:30: Und das Wichtige ist erstmal nicht, dass alles perfekt funktioniert von Anfang an,
00:09:33: sondern für mich ist es wirklich sehr, sehr wichtig, dass ich mich mit denen wohl fühle.
00:09:37: Und dass ich so sein kann, wie ich bin und dass die sich auch zeigen.
00:09:41: Und dass es so eine Herzverbindung gibt.
00:09:43: Das ist für mich schon wichtig, das habe ich echt gemerkt.
00:09:45: Weil ich bin auch schon mit tollen Musiker*innen gefahren, wo es diese Verbindung nicht gab.
00:09:49: Und das sage ich jetzt ganz neutral.
00:09:51: Das ist ja manchmal so, dass man merkt, okay, da ist nicht so eine Eröffnung da.
00:09:54: Und da habe ich relativ schnell gemerkt, nee, irgendwie, das muss schon passen,
00:09:57: dass man irgendwie weiß, okay, ich bin angenommen mit all meiner Schwulligkeit,
00:10:01: mit all meiner Wut, mit all meinen Themen, weil ich pack das ja alles aufs Tableau in meiner Musik.
00:10:06: Und gleichzeitig müssen die natürlich auch damit umgehen können, dass ich Autodidaktin bin.
00:10:11: Dass ich manchmal nicht das Vokabular habe, um Sachen auszudrücken.
00:10:14: Dass das aber nicht heißt, dass ich keine sehr genaue Vision davon habe, was ich möchte.
00:10:19: Und das muss halt jemand dann sozusagen nehmen können, wenn ich sage, also, das ist Lila Blassblau.
00:10:24: Und das Coole ist, ich habe wirklich tolle Menschen um mich, die dann sagen,
00:10:27: ah ja, okay, alles klar, Zismol 7.
00:10:29: Wenn sie Lila Blassblau sagt, dann meinst du Zismol 7, das ist cool, genau.
00:10:34: Und man muss ja am ganzen Tag, wenn er da klarkommt, ich meine, ihr kennt das ja auch.
00:10:37: Man ist wie im Ferienlager, also muss dich ja irgendwie aushalten können gegenseitig.
00:10:42: Und man hat sich irgendwie aber immer sehr lieb am Abend dann.
00:10:45: Also spätestens nachdem dann der letzte Ton verklungen ist,
00:10:48: ist man wieder in Frieden miteinander, oder egal, wie der Tag war.
00:10:52: Davon kann ich auch ein Lied singen.
00:10:55: Aber sag mal, was du an Gefühlen beschreibst, die du empfindest und teilst.
00:10:59: Einsamkeit oder eben auch, was mir aufgefallen ist, auch öfter mal so das Gefühl, sich anders zu fühlen.
00:11:05: Also nicht so zur Herde, dazugehörig und so was zu teilen und mitzuteilen.
00:11:10: Kostet ja auch ganz schön viel Mut, oder?
00:11:12: Das kostet irgendwie Kraft, merke ich so.
00:11:16: Allerdings habe ich immer nicht das Gefühl, dass ich mutig bin.
00:11:19: Also das ist ganz komisch, wenn Leute zu mir sagen, du bist so mutig.
00:11:22: Und dann denke ich immer, naja, ich stehe auf der Bühne und da bin ich irgendwie gut.
00:11:27: Also auf der Bühne bin ich irgendwie safe und da bin ich gut.
00:11:30: Und da habe ich ein Mikro vor der Nase und alle sagen, oh, und aha, jetzt hat sie das gesagt.
00:11:34: Und dann klatschen sie.
00:11:35: Aber was ich viel heftiger finde, ist so im Alltag, wenn du an der Bar sitzt
00:11:39: und irgendjemand redet, scheiße, dann aufzustehen und den Mund aufzumachen,
00:11:44: oder ich habe eine Freundin, die heißt Lola, die ist trans.
00:11:46: Und die ist über 60 und arbeitet im Altenheim.
00:11:50: Und ich finde das total krass mutig, dass die jeden Tag gemisst gendert wird
00:11:55: und alles wegen der Stimme und was, das finde ich irgendwie krasser.
00:11:59: Und ich selber denke immer so, naja, aber klar, es kostet natürlich Kraft.
00:12:04: Man muss sein Herz auf den Tisch zu packen und es löst ja auch bei Menschen ganz viel aus.
00:12:08: Also das Heftigste war eigentlich das Album Triggerwarnung für mich,
00:12:11: weil ich da über sexualisierte Gewalt gesprochen habe,
00:12:13: über meine Vergangenheit gesprochen habe.
00:12:16: Und das war für meine Familie ganz schlimm.
00:12:18: Und ja, da gab es einfach so viel Resonanz auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
00:12:24: Im Publikum bei Veranstaltenden, wo man halt gemerkt hat, okay, im Moment nicht nur Betroffene sind hier überall
00:12:30: und ich spüre dann diesen Schmerz von denen, sondern es sind ja auch Täter überall.
00:12:34: Und das war eigentlich für mich das Krasseste.
00:12:37: Alles andere war irgendwie weit genug weg von mir, so blödes klingt.
00:12:41: Also da konnte ich mich besser abgrenzen.
00:12:44: Kannst du das auch, wenn du angefeindet wirst für Lieder oder für das, was du tust?
00:12:48: Also ich muss jetzt nicht nochmal die Geschichte auspacken
00:12:51: von der Vereinahmung von dem eben genannten Song Testament
00:12:53: durch Menschen, die dir überhaupt nicht geläufig waren.
00:12:56: Schmeiß euer Geld für Plastik raus, um ein kleines Glück zurückkommen.
00:13:01: Das Beste aus Serialien und Milch, noch ein Carport und noch ein Kredit.
00:13:06: Und alle finden es scheiße, aber alle machen sie mit.
00:13:11: Und alle finden es scheiße, aber alle machen sie mit.
00:13:17: Ihr Glück scheißert und kauft trotzdem und die Wärmung verkauft euch für den Bum.
00:13:22: Und dann sitzt ihr vor euren Flachbildfernsehen und meckert auf den Konsum.
00:13:27: Wenn ihr das Welt nennt, bin ich gern weltfremd.
00:13:31: Die Götter lachen sich krumm.
00:13:33: Wenn ihr das Welt nennt, bin ich gern weltfremd.
00:13:36: Die Götter lachen sich krumm.
00:13:39: Da musstest du dich ganz schön heftig wehren oder auch,
00:13:44: wenn du dich für Quirläute einsetzt, gibt's auch natürlich immer mehr als nur ein Shitstorm.
00:13:49: Das stelle ich mir allerdings als Künstlerin sehr schwer vor, damit umzugehen.
00:13:52: Weil man gibt ja was von sich preis und dann kriegt man eine Retourkutsche
00:13:55: und kriegt voll ein in die Fresse. Wie gehst du damit um?
00:13:58: Ja, das war auch wirklich schlimm, voran zu merken, was dafür ein Hass da ist.
00:14:04: Und ich mich frage, was ist denn los?
00:14:06: Also das ist doch nichts Gefährliches, das ist doch nichts Schlimmes.
00:14:09: Und wenn es sich natürlich selbst betrifft, also wie ich gerade schon gesagt hab,
00:14:12: wenn das was ist, was einen so selber betrifft, weil man selbst auch Queer ist,
00:14:16: dann schmerzt das unheimlich. Also das tut mir einfach weh.
00:14:20: Und ich würde dann manchmal gerne besser darin sein, dieses Gefühl zu zeigen
00:14:26: und ganz stark darin zu bleiben, zu sagen, du verletzt mich, Aua.
00:14:30: Aber das ist wirklich nicht so einfach.
00:14:31: Also gerade wenn man jetzt zum Beispiel, wenn du sowas sagst,
00:14:34: muss ich sofort ans Internet denken, da ist das ja alles sehr, sehr viel anonymisierter.
00:14:39: Und da finde ich nicht immer den richtigen Tonfall
00:14:42: und oft vergrabe ich mich auch einfach, wenn ich ganz ehrlich bin.
00:14:45: Also oft sage ich dann so, oh, ich kann die Kommentare nicht lesen.
00:14:48: Ich hatte schon Leute, die für mich so awareness-Team-mäßig dann
00:14:51: die ganzen Kommentarspalten aufgeräumt haben.
00:14:54: Weil das Schlimme ist ja, wenn du das stehen lässt,
00:14:57: dann spielst das erst recht in die Bubbles von den Leuten, die dich halt hassen.
00:15:01: Und dann verbreitet sich das.
00:15:03: Also das ist richtig blöd für Artists, die halt was zu sagen haben,
00:15:07: wenn die jung sind und unerfahren, dass die nicht wissen,
00:15:10: wir müssen wirklich gucken, wer verwalteten diese Kommentare dann.
00:15:14: Und dass man da auch nicht die Leute triggert, die betroffen sind.
00:15:18: Also das ist wirklich schwierig.
00:15:20: Das stelle ich mir auch sehr schwierig vor.
00:15:22: Also ich habe neulich auf Facebook mal gepostet,
00:15:24: dass die größte Schwierigkeit in der Kommunikation zwischen Menschen die ist,
00:15:29: dass man eigentlich immer davon ausgeht,
00:15:30: dass der andere doch so denken müsste wie du selbst.
00:15:33: Das, was du richtig findest, das ist ja für dich ganz klar, dass das richtig ist.
00:15:37: Also das denkst du ja, das muss doch dem und dem muss das doch auch klar sein.
00:15:41: Und dann kommt aber plötzlich eine ganz andere Perspektive,
00:15:44: die du gar nicht auf dem Schirm hast.
00:15:46: Und das, finde ich, ist eine ganz, ganz große Kunst,
00:15:49: damit so umzugehen, dass man sich nicht reinziehen lässt
00:15:52: in diesen Kuddelmodel von, was du sagst, Hass und Aggression vor allen Dingen.
00:15:56: Es kommt ja auch ganz, ganz viel Aggression.
00:15:59: Aber wenn du so Feedback kriegst, was du ja, glaube ich, bei der Art Musik und Texte,
00:16:03: wie du es machst, kriegst,
00:16:04: weil in dem Moment, wo sich jemand abgeholt fühlt emotional,
00:16:08: das kenne ich ja auch auch mit meinen Büchern
00:16:10: und so, dass dann jemand dir eher Vertrauen schenkt
00:16:12: und dir auch mal sein Herz ausschüttelt.
00:16:15: Gibt es da etwas, wo du sagst,
00:16:17: dass er dich besonders berührt oder nachhaltig berührt?
00:16:20: Weißt du so eine Erinnerung hast?
00:16:22: Ja, ganz, ganz viel.
00:16:24: Also, da fallen mir sofort ganz, ganz viele Sachen ein.
00:16:27: Das Erste, was mir einfällt ist, ich habe ein Lied, das heißt "Dar draußen".
00:16:31: Das habe ich geschrieben, da hatte ich eine furchtbare Panikattacke
00:16:33: und habe mich auch verkochen irgendwo in so einer alten Mühle in der OK-Markt,
00:16:37: weil eben Rechte des Testament gekapert hatten
00:16:40: und ich sollte jetzt ein neues Album und den Titelsong fürs neue Album schreiben
00:16:43: und war so total, oh Gott, mir fällt kein Refrain ein,
00:16:46: weil ich wirklich so eine Panik hatte.
00:16:48: Weil das für mich auch, und das will ich noch gerne kurz dazu sagen,
00:16:52: ich hoffe, dass OK, das hat mich so wahnsinnig verletzt,
00:16:55: dass ich dachte, dieses Lied ist ja nicht, es wurde oft gesagt,
00:16:58: es hat die falschen Leute erreicht.
00:17:01: Testament ist aber das zutiefst feministischste und menschlichste Lied,
00:17:05: das ich jemals geschrieben habe
00:17:06: und ich habe gedacht, nein, das kann keine falschen Menschen erreichen.
00:17:10: Wenn das jemanden erreicht hat, dann ist das richtig, das soll alle Menschen erreichen.
00:17:14: Aber sie haben das falsche damit gemacht und das ist ein Unterschied
00:17:17: und das hat mich sehr zu Verzweiflung gebracht
00:17:19: und dann habe ich diesen Refrain für den Song geschrieben,
00:17:22: "Dab, Dab, Da, Deng, Deng", weil mir nichts anderes eingefallen ist
00:17:25: und ich dachte, das ist ja völlig bescheuert.
00:17:27: Und dann haben wir das im Studio eingespielt und alles,
00:17:29: und ich dachte, das ist völlig bescheuert, das ist halb kloppt irgendwie
00:17:32: und da habe ich aber die schönsten Nachrichten bekommen von Leuten, die gesagt haben,
00:17:36: hey, ich bin queer, ich bin translesbar, ich bin auf der Straße lang gelaufen,
00:17:41: dann haben mich irgendwelche Faschos, haben mich in den Dreck getreten
00:17:44: und haben auf mich eingetreten und ich dachte, die bringen mich jetzt um.
00:17:47: Und in dem Moment dachte ich, "Dab, Dab, Da, Deng, Deng", und das hat mir irgendwie geholfen.
00:17:52: Und da erinnere ich mich sehr stark daran, da habe ich auch echt doll geweint,
00:17:57: als ich das gelesen habe und dachte, das ist doch so traurig wie schön,
00:18:01: dass das dann irgendwie zu vielen Menschen anhilft in solchen Situationen,
00:18:08: wo man das nie gedacht hätte, weil man selber eigentlich dachte,
00:18:11: okay, ich bin voll am Arsch, die ganze Nation denkt, dass die Nazi braut Sarah Lesch.
00:18:16: Also, ich meine, es ist einfach so, dass du keine Kontrolle darüber hast,
00:18:21: welche Menschen was mit deinen Liedern machen, das ist einfach so.
00:18:25: Ich habe neulich ein Post gesehen von jemandem,
00:18:27: der irgendwas kommentiert hat zu einer Kriegs-Situation.
00:18:31: Und darunter haben dann ganz viele gesagt, na, ist ja toll,
00:18:34: dass der jetzt auch mal auf die Idee kommt, dazu was zu sagen.
00:18:37: Und alle waren auch da total aggressiv und haben geschimpft,
00:18:40: dass der so lang den Mund gehalten hätte und so.
00:18:42: Und ganz am Ende hat einer, weil ich lese ganz gerne Kommentare,
00:18:45: weil mir das auch immer so ein bisschen Aufschluss darüber gibt,
00:18:48: was da draußen so los ist im Kollektiv.
00:18:50: Das ist ja als Künstlerin auch wichtig, so ein, so das mitzukriegen.
00:18:54: Und ganz am Ende schrieb dann einer, ja, okay, jetzt schreibt er erst,
00:18:58: aber ich freue mich über jeden, der überhaupt was dazu sagt.
00:19:02: Und das fand ich eine ganz tolle Perspektive dafür,
00:19:05: also nicht immer nur zu meckern und nur auf alles gleich loszugehen,
00:19:08: nur weil es nicht deiner eigenen Haltung entspricht.
00:19:11: Für mich, jeder, der sich äußert, ne Haltung zeigt
00:19:14: und das aber in einer anständigen und unaggressiven Form.
00:19:17: Du kannst es ja nicht kontrollieren, du kannst nur bei dir,
00:19:20: bei deiner Haltung bleiben, so wie Gandhi gesagt hat,
00:19:23: wenn du eine friedliche Welt willst, sei friedlich,
00:19:26: wenn du eine liebevolle Welt willst, lebe Liebe.
00:19:29: Du hast keine andere Chance, in erster Linie erst mal bei dir selbst zu beginnen.
00:19:33: Und dann kannst du weitergucken und da kannst du niemandem vorschreiben,
00:19:37: was er zu mögen hat oder was nicht, oder wie er sich zu benehmen hat oder nicht,
00:19:41: weil der wird dir den Finger rauskurbeln und sagen, leco mio, das kann man nicht.
00:19:46: Das stimmt. Das würde Künstler geben, die in so einem Fall resignieren.
00:19:49: Das machst du nicht, dich kickt das eher, ne, keine Schere im Kopf danach,
00:19:52: sondern genau das Gegenteil.
00:19:54: Genau und ich finde auch, also ne, ich bin da total bei dir,
00:19:56: ich fand es auch voll schön, was du gerade gesagt hast
00:19:59: und ich finde es auch total gut, sich diese Sachen durchzulesen.
00:20:02: Ich würde es auch gern können, weil ich auch eigentlich dieses Feeling brauche
00:20:04: für was da draus los und so.
00:20:06: Ich muss auch sagen, ich habe viel daran gezweifelt,
00:20:08: gerade beim letzten Album habe ich sehr viel Wut gezeigt.
00:20:11: Ich habe sehr viel Wut gezeigt und das habe ich auch gemacht,
00:20:14: dass es weibliche Wut braucht. Es braucht wütende Frauen, wo der Körper, weil irgendwie halb
00:20:19: nackig auf dem Foto sagt, fick mich, aber der Finger sagt, fick dich. Und diese Diskrepanz
00:20:24: kriegst du jetzt mal hin, Alter. Ja, dass ich ein komplexes Wesen bin, dass ich intelligent
00:20:28: bin und dass ich vielleicht für dich irgendwie schick aussehe. Okay. Und dass ich nein gesagt
00:20:32: habe oder wie auch immer und dass ich eine Meinung habe zu dem. Und das finde ich, fand
00:20:36: ich total wichtig. Und das heißt aber nicht, dass ich nicht im Nachhinein, als es dann so
00:20:41: viel Wind gab, immer wieder daran gezweifelt habe, ob das gut war, ob ich hätte diese
00:20:46: Vermittelnde sein bleiben sollen. So, die ist, oh, du, sie war früher mal, wo sind die schönen
00:20:52: Melodien hin? Sie hat immer alle mitgenommen. Ja, weil, weil wir Frauen sollen immer so
00:20:56: sein oder weiblich sozialisierte Personen. Wir sollen immer alle mitnehmen. Wir sollen
00:21:01: immer vermitteln. Nee, sind wir nicht. Manchmal bin ich sauwütend und manchmal habe ich kein
00:21:04: Nerv drauf, dass irgendjemand was von mir will. Das gehört auch zu mir dazu. Und das
00:21:08: fand ich irgendwie wichtig, aber trotzdem zweifle ich daran jeden Tag und denk so,
00:21:13: ah. Und das gehört ja auch dazu, oder? Absolut. Ich mein, gerade Gefühle auszudrücken, finde
00:21:20: ich irrsinnig wichtig, weil sonst bleiben die nämlich hier drinnen und leisten da ihre
00:21:24: eigene Arbeit. Das heißt, das kommt dann über andere Dinge raus. Ich glaube, dass man dann
00:21:28: krank werden kann, zum Beispiel, wenn du Sachen unterdrückst. Das ist ja eine ganz starke
00:21:32: Erziehungssache, weil das, was du als Kind lernst, ist ja weinen schlecht, aufzuheulen,
00:21:37: Wut ist schlecht, auf so trotzig zu sein und so. Und im Grunde müssen wir uns das zurückerobern.
00:21:43: Aber ich finde ja immer, es kann alles auch ganz simpel sein, also zumindest mal jetzt
00:21:47: vom Gedankenansatz her. Alles, was niemanden verletzt, finde ich, kann man als bewusst verletzen,
00:21:54: kann man doch als Wut gerne ausdrücken. Gerade weil ich merke, wie erleichtern das ist Traurigkeit,
00:21:59: zum Beispiel auch beim letzten Podcast, habe ich hier geheult. Ich weiß gar nicht mal mehr
00:22:03: warum. Früher hätte ich mich so geniert, dass ich hier vor allen Leuten sitze und die Kamera
00:22:08: nimmt das auf und dann sieht man das nachher da auf YouTube und so. Aber inzwischen finde
00:22:12: ich das schön, Gefühle zu zeigen. Und insofern, ich feiere deine Wut. Ich glaube, das Album,
00:22:17: das du angesprochen hast, war gute Nachrichten, oder? Das ist ganz gut. Ich muss sagen, ich
00:22:22: habe durfte dafür den Pressetext machen und ich habe das eh nicht empfunden, dass das ein
00:22:26: knallhartes, rührendes Album war. Und das ist, kann ich euch nur sagen, eine ganz andere
00:22:30: Sarah Lesch, weil da hört ihr eine richtig amtliche Rockband, wunderschöne Blues-Nummer, die
00:22:36: man eigentlich so flocker, flockig nehmen würde. Und auf einmal kommt da die Story vom letzten
00:22:40: Verschisten an der Bar, also wunderbar. War das nur ein Ausflug in die Rockmusik oder
00:22:46: ist das, hast du damit was Neues gefunden für dich, um deine Wut nach vorne zu bringen?
00:22:50: Also ich habe mich darin eigentlich wiedergefunden, wie ich schon immer war und aus welcher Musikrichtung
00:22:55: ich irgendwie komme, weil ich habe, also ich habe einen Stiefpapak gehabt, wir haben uns
00:23:00: überhaupt nicht gut verstanden, aber wir hatten den gleichen Musikgeschmack und er hatte
00:23:03: richtig geile Metalplatten und Rockplatten und so, er hatte wirklich guten Geschmack gehabt
00:23:08: und er hatte so einen geilen Boxen in seinem Auto. Und immer wenn ich da hinten drinne lag,
00:23:12: mit meinem Gameboy und meiner Nutellerschnitte, dann hat er richtig geile Sachen angehört
00:23:16: und ich, ich habe eher das Gefühl, ich habe so zurückgefunden und als ich da vorher mit
00:23:22: den Sachen so wahnsinnig erfolgreich waren, immer alle so nur die Hälfte von mir gesehen,
00:23:26: das hat sich für mich so angefühlt, weißt du? Ja, ich liebe, ich liebe das beides, sehr
00:23:30: sogar und ich habe das echt, ich fand das total krass, wie viele Leute so entsetzt waren,
00:23:36: dass das so prätselt. Ich dachte so, warum, denn das ist auch geil. Ja, das gab es schon
00:23:41: Leute, die haben das doch, guck mal, das kennt doch jeder, in deine Lieblingsband, die
00:23:44: du feierst, irgendwie plötzlich ein anderes Genre macht, dann sagst du, hallo, was ist
00:23:48: das jetzt hier, ne? Und deswegen, ich glaube, das bleibt so, wir spielen natürlich auch
00:23:52: weiter mit der Band, aber dieses Jahr nicht ganz so oft, aber das wird auf jeden Fall
00:23:57: weiter bleiben, man ist eine mega geile Band und ich habe da richtig Lust zu.
00:24:01: Eine mega geile Platte, du hast ja auch einen Wurzeln im Punk, hast du mir auch erzählt,
00:24:06: also das glaubt man gar nicht, du warst früher als Pankerin rumgelaufen.
00:24:09: Ich habe Hochschwanger Bass gespielt in der Punk-Band. Also sehr schlecht, aber ich habe
00:24:13: Hochschwanger Bass gespielt in der Punk-Band, das ist ja Voraussetzung in der Punk-Band.
00:24:17: Du musst einfach oben gut performen, dann merkt keiner, dass du unten nix kannst, du kannst
00:24:23: auch in anderen Lebensbereichen anwenden. Du lasst es nur so als Tipp.
00:24:27: Ja, ich lass das jetzt mal sacken. Wenn du das feststellst, dass die Leute jetzt entsetzt
00:24:32: sind, wie du sagst, kommt dann auch mal so eine Situation, dass du denkst, ah ne, das
00:24:36: hätte ich vielleicht doch mal lieber lassen sollen, weil ich glaube, dass das vielleicht
00:24:39: auch, vielleicht kannst du mir das bestätigen, auch eine Frage der Kommerzialität ist. Also
00:24:43: je mehr man in diesem Musikbusiness drinsteckt und je mehr dir jetzt eine Plattenfirma und
00:24:47: die Leute aus dem Business sagen, hör mal zu, das kannst du jetzt nicht bringen, kannst
00:24:51: du ja jetzt nicht so in so eine ganz andere Richtung abgehen. Also wenn du diese Freiheit
00:24:55: hast, dass du das selber entscheiden kannst, kannst du das ja machen. Aber hast du es denn
00:24:58: auch schon mal bereut, wenn der Gegenwind zu stark kam?
00:25:01: Ja, auf jeden Fall. Also hatte ich ja gerade schon ein bisschen angerissen, dass ich auch
00:25:05: zweifle immer irgendwie. Und natürlich ist es so, dass du halt als Musikerin irgendwie
00:25:10: abhängig bist davon, dass Leute, also ich kann ja meine Arbeit nicht weitermachen, wenn
00:25:14: Leute meine CDs nicht mehr kaufen oder keine Konzertkarten und das ist echt scheiße. Also
00:25:19: ich würde mir da wirklich, eigentlich würde ich mir da gerne sowieso aber ein großer
00:25:23: was wie ein Grundeinkommen wünschen, weil ich würde, glaube, dass viele Leute sehr
00:25:26: schöne Dinge kreieren würden, wenn sie wüssten, das scheiß Geld spielt keine Rolle. So,
00:25:31: ich habe trotzdem meine Kartoffeln im Schrank und irgendwie ja, ist das halt schade, dass
00:25:35: man sich so danach richten soll und damit kämpfe und hadere ich natürlich. Also das wäre
00:25:40: ja gelogen, weil ich meine, ich habe ein Kind zu ernähren und mich und irgendwie einen
00:25:44: Team zu versorgen. Also ich bin da davon abhängig.
00:25:47: Ich meine, dass es auch so dahingehend, dass du denn, also es hat deine Entscheidungen danach
00:25:51: nicht mehr beeinflusst. Du hast dann Zweifel, aber du kehrst ja doch immer wieder zu dir
00:25:56: zurück, zu deiner Authentizität. Und das ist ja das Entscheidende. Ich glaube, Zweifeln
00:26:00: tun wir unterwegs alle. Wenn du jetzt zum Beispiel auch bringst ein Album raus, das läuft
00:26:04: nicht so gut wie das letzte, geht es ja schon los. Dass man sich dann überlegt, ah, was
00:26:07: ist denn jetzt los? Gefällt es dir nicht mehr? Muss ich das vielleicht doch wieder anders
00:26:11: machen und so? Also ich finde, wir bräuchten wieder Metzene, weißt du, so wie früher bei
00:26:15: den großen Komponisten und dich dann so Rilke, der dann von der Gräfin knusperdings da irgendwie
00:26:21: ... Oh ja, ich will auch eine Gräfin. Weißt du, die so ... Das Schloss ihm zur Verfügung
00:26:27: gestellt hat, wo er dann in Ruhe dicht konnte und dann so Zeilen schrieb, die Stille flattert
00:26:31: auf wie dunkle Raben oder sowas. Weißt du, wo du denkst, ja super, der Kühlschrank war
00:26:35: voll. Nein, das gab es wahrscheinlich nicht, aber die Speisekammer war voll. Das könnten
00:26:39: wir wieder gut gebrauchen, oder? Auf jeden Fall. Oder halt wirklich so eine Art Grundeinkommen,
00:26:43: ne? Das gibt ja schon so Modelle, das ist irgendwie ... Oder Patreon. Grundeinkommen wird übrigens
00:26:48: nicht gemacht, weil stell dir mal vor, wenn alle Menschen in Deutschland auf immer kreativ
00:26:52: werden, dann würden die auf einmal alle nachdenken und das wäre vielleicht nicht so toll
00:26:56: für so manche Politiker. Stell dich jetzt mal wo in Raum. Aber genau das wollte ich ansprechen,
00:27:01: du hast ja schon gesagt, das ist ja gerade überhaupt, das wird dir immer wieder angesprochen
00:27:04: im Podcast schwierig für Musiker Geld zu verdienen, Musikerin. Für dich wahrscheinlich
00:27:08: noch schwieriger im Großen, weil du eine spezielle Nische bedienst. Aber es gibt diese wunderbare
00:27:14: Plattform Patreon, die du sehr intensiv nutzt für deine eigenen Sachen, aber auch wahrscheinlich
00:27:20: um da mal Lieder reinzustellen, um Gefühle zu verarbeiten und so weiter. Vielleicht kannst
00:27:24: du mal für Musiker, die gerade zuhören, so für dich sagen, was bringt dir in deiner
00:27:28: Karriere so eine Plattform? Genau, also Patreon, ich habe lange überlegt, ob ich das mache
00:27:33: und habe es vor ungefähr einem Jahr angefangen, weil mein erster Gedanke war, oh, noch eine
00:27:38: Plattform, für die ich arbeiten muss, für die ich irgendwas kreieren muss und ich musste
00:27:42: lange an mir arbeiten, um da umzudenken. Nämlich die Idee ist eigentlich, du gehst mal weg
00:27:49: von dieser Idee, du brauchst jetzt 80.000 Follower auf Facebook, brauchst du nicht, weil diese
00:27:53: Profile sind sowieso tot oder es ist, also das kann auch so schnell weg sein, so schnell
00:27:57: kannst du gar nicht gucken und dann musst du direkt zu deinen Leuten kommen, sondern
00:28:03: es reichen eigentlich tausend Leute, die dir im Monat drei Euro geben, also das ist das
00:28:07: gleiche, wie die treffen dich in Hamburg in der Alpenliebe und sagen, oh, Mensch, ich
00:28:10: mag deine Lieder so gerne, ich gebe dir heute mal ein Kaffee aus, einmal im Monat. Und das
00:28:15: ist eigentlich eine super einfache Idee und dann hast du einen Grundeinkommen und kannst
00:28:19: ganz frei und auch ohne Algorithmen, also das heißt, du hast natürlich keine Beschneidung
00:28:23: in der Länge der Beiträge, in der Länge der Texte, du kannst Podcast erstellen, du kannst
00:28:28: dich auch vor allem vernetzen und mit deinen Leuten chatten, das ist total cool, also meine
00:28:32: Patreons, die sind, ich habe jetzt tausend mittlerweile, die sind so, die verabreden
00:28:38: sich dann miteinander und kommen zu den Konzerten und genau, und es gibt eben kein Wettbewerb
00:28:44: in dem Sinne, sondern die Leute kriegen eine E-Mail, wenn du einen Post machst und dann
00:28:47: sehen die einfach wirklich, was du tust, weil das ist ja auf Meta, also Facebook und Instagram
00:28:52: einfach anders, von TikTok brauchen wir gar nicht sprechen.
00:28:55: Ja, ich glaube, es ist ein unfassbarer Vorteil, wenn man seine Zielgruppe zu 100 Prozent erreicht.
00:28:59: Du hast jetzt da zum Beispiel, wie habe ich gelesen, weil ich bin da auch öfter drin,
00:29:04: Coachings angeboten. Also, da seid ihr euch dann auch sehr ähnlich, du machst das ein
00:29:10: bisschen ähnlich wie Bea, aber auch speziell auf Musikerin, habe ich das richtig verstanden?
00:29:14: Also, wenn man so ein bisschen unsicher ist in seiner Kreativität, kann man auch als
00:29:18: Musiker oder Musikerin zu dir kommen? Genau. Also, ich fange das auch erst an, ich habe
00:29:23: das ein paar Mal ausprobiert und habe gemerkt, wow, das macht mir eine Riesenfreude und vielleicht
00:29:28: kennt es manche, dass man in dem Moment, wo man etwas jemandem beibringt, erst realisiert,
00:29:32: was man eigentlich alles gelernt hat und welchen Weg man schon hinter sich hat. Und das hat
00:29:36: mir eine solche Freude gemacht, Leute darin abzuholen, also die einfach sagen, wow, ich
00:29:42: schreibe mir ganz viele Dichte, aber ich traue mich nicht, dass jemanden zu zeigen, zum
00:29:46: Beispiel. Und dann kann man, es ist Wahnsinn auch, wie tief man da in dieses, in das Seelenleben
00:29:52: dann eintraucht miteinander. Also, das ist wirklich echt spannend. Genau. Und handwerklich
00:29:58: kann man natürlich auch viel oder kann ich, glaube ich, viel erzählen, wie man vielleicht,
00:30:02: ja, wie man ein Song weiter schreiben kann, wie man seine Kreativität gut channeln kann
00:30:08: und wie man ja, vielleicht auch so die Anfänge, wenn ich jetzt sage, oh, ich will jetzt mal
00:30:14: ein paar Konzerte spielen, wie stelle ich das denn an, ich habe keine Agentur oder ich
00:30:18: möchte andere Musiker finden, die mit mir zusammenspielen wollen. Das sind alles Sachen,
00:30:21: da kann ich, glaube ich, ganz gut helfen. Oder auch Tipps, was man vermeiden sollte im
00:30:25: Business? Genau. Also, ich kann natürlich jetzt nicht so, vielleicht gibt es zwischen Leuten,
00:30:28: die auch richtig, also ich meine krasse Sachen erzählen können, aber ich kann doch schon
00:30:33: ganz schön viel erzählen. Also, wenn ich jetzt zurück überlege, wie viele Konzerte ich vielleicht
00:30:37: schon gespielt habe, dann waren das doch einige. Und ich kann sicherlich auch an der einen oder
00:30:42: anderen Stelle sagen, du Obacht, also wenn da im Vertrag das und das steht, dann unterschreibt
00:30:45: das mal lieber nicht oder nimmt der erst mal einen Anwalt. Da hört natürlich keine Sau
00:30:48: drauf, aber man kann es ja sagen. Ich wollte gerade sagen, du hast ja auch viel Erfahrung
00:30:51: gemacht im Business mit verschiedenen Partnern. Ich glaube, da kannst du schon viel weitergeben.
00:30:55: Auf jeden Fall. Was brauchen die Leute denn so am meisten? Was für eine Erfahrung hast
00:31:00: du gemacht, wenn die zu dir kommen? Die brauchen einen Ort, wo sie alles sagen dürfen, wo
00:31:04: ein Raum da ist, für alles, was kommt, jeden Zweifel, jedes "Ich fühle mich klein" und
00:31:09: zu spüren. Okay, ich nehme das für dich. Komm, wir gucken mal zusammen. Ich sage oft so,
00:31:13: ey, stelle vor, ich leg dir die Hand in den Rücken und ich sage so, you go, du schaffst
00:31:18: es. Eigentlich brauchen die nur jemanden, der sagt, hey, du bist auf dem richtigen Weg,
00:31:23: du kannst weitergehen. Die meisten wissen, und das ist ja auch das Schöne am Kreativ
00:31:27: sein, dass du eigentlich weißt, was du möchtest. Du traust dich nur nicht erst zu sagen.
00:31:31: Das Thema Ermutigung, oder? Ist ein ganz, ganz wichtiges. Ich finde das wunderschön, dass
00:31:36: du das machst. Ich habe den Eindruck, dass das viele Menschen brauchen. Es gibt ja auch
00:31:39: eine ganz, ganz wichtige Erkenntnis, und das würde ich bei dir auch mal interessieren,
00:31:43: ob du die auch irgendwann mal so hattest, dass du das richtig so gemerkt hast. So ist
00:31:47: mir es nämlich gegangen. Nämlich die Erkenntnis, dass man lange denkt, ich bin irgendwie alleine
00:31:51: mit diesen Gefühlen, also dass ich so krass Zweifle oder dass ich so Unsicherheiten habe
00:31:57: und mein Selbstbewusstsein plötzlich im Keller ist und ich denke, das will sowieso keiner
00:32:00: hören und keiner lesen. Und irgendwann mal habe ich gemerkt, verdammt, da gibt es ganz
00:32:04: viele da draußen, denen das genau so geht. Hast du diese Erfahrung auch so gemacht?
00:32:08: Ja, unbedingt. Unbedingt. Deswegen spreche ich auch so viel darüber, auch auf der Bühne.
00:32:12: Was meine Ängste sind oder was ich für Zweifel hatte oder so, finde das total wichtig. Und
00:32:17: habe natürlich auch Vorbilder gehabt, die sich da sehr eröffnen. Also gestern erst durfte
00:32:20: ich, das war für mich wirklich also der schönste Moment in meinem Leben, ein Konzert mit meinem
00:32:25: absoluten Lieblingsliedermacher Gerhard Schöne spielen. Einmal für Kinder und einmal für
00:32:29: Erwachsene. Und das war wirklich so, also der ist ja auch so jemand, der so alles auf
00:32:33: den Tisch legt, was da ist emotional und alles darf irgendwie sein. Und der war für mich
00:32:38: so ein Initiator. Also ich glaube auch wirklich, dass wir Vorbilder brauchen. Ich denke, dass
00:32:42: wir immer jemanden brauchen, der uns das zeigt, wie das geht. Und dann plötzlich wissen wir,
00:32:46: dass es das gibt. Und klar, manche Wege musst du ja auch alleine erst mal gehen und dann
00:32:50: merken, aber ich finde, das ist schon gut, wenn du bei anderen siehst, wie die das hingekriegt
00:32:54: haben, irgendwie. Ganz, ganz wichtig. Ganz andere Frage. Was mich mal interessieren
00:32:59: würde, weil du ja meistens als Solistin unterwegs bist, wie ich das somit bekommen habe.
00:33:03: Gab es denn jemanden, wo du sagen würdest, also mit dem würde ich wahnsinnig gerne mal
00:33:06: ein Song zusammen machen oder ein Duett singen?
00:33:09: Ja, da gibt es natürlich viele. Weißt du, wenn mir jetzt als Allererstes eingefallen ist,
00:33:15: einfach Atok Maren Kräumann. Ich liebe Maren Kräumann und ich möchte bitte, dass sie mich
00:33:19: adoptiert. Wenn sie jetzt zuhört, würde ich auch ein Song mit ihr singen. Das ist die
00:33:24: erste, die mir einfällt. Ich weiß gar nicht, warum.
00:33:26: Jetzt wird schon ein Grund haben, oder?
00:33:28: Weil sie so eine tolle bewegte Frau ist, die auch so ohne den Fingern zu heben, sich schön
00:33:33: für Frauenrechte einsetzt und immer schön einklatscht. Und das im öffentlich-rechtlichen
00:33:37: Fernsehen, das ist ja fantastisch.
00:33:39: Großartig.
00:33:40: Großartig. Maren Kräumann finde ich auch klasse. Was würdest du denn lieber dauerhaft
00:33:43: machen? Eine große Bühne mit der Rockband oder dann doch lieber auf der kleineren Bühne
00:33:47: oder ist der Mix in Zukunft aus beiden?
00:33:50: Für mich ist es ganz klar der Mix. Also ich habe richtig Bock auf große Bühnen. Große
00:33:54: Bühnen sind bei mir lange her. Also ich durfte schon auch vor sehr, sehr vielen Menschen
00:33:58: spielen in anderen Zeiten. Das war schon auch Wahnsinn. Also das war wirklich überwältigend
00:34:04: für mich, weil ich kenne, kommen natürlich von den kleinen Bühnen und ich liebe das,
00:34:08: wenn zum Beispiel die Leute sitzen und alles ist ganz still oder manche sind so verschränkt
00:34:13: und denken sich, das kann eh nix und dann muss ich die erst kriegen. Das mag ich total.
00:34:18: Aber es ist natürlich auch geil, du kommst auf eine große Bühne und alle schreien schon
00:34:21: "Juhu, da hast du noch nicht mal den Mund aufgemacht." Das ist auch schön.
00:34:24: Und du kannst gut rumrennen im Gegensatz zu. Du hast ein völliges Energibündel auf
00:34:29: der großen Bühne, da denkt man gar nicht, dass die dieselbe Frau ist, die sonst da so
00:34:32: sitzt mit der Gitarre. Aber ich muss dazu sagen, das mache ich nicht bös, weil dein
00:34:37: Charisma kommt auch rüber auf der kleinen Bühne, völlig egal ob groß oder klein, du
00:34:41: bist immer Sarah, das ist auch entscheidend.
00:34:43: Was ich so schön finde an deiner Musik und an deinen Texten und deiner Art zu schreiben,
00:34:47: ich finde immer, es gibt Musik, die hat so ein gewisses Verfallstatum, die hört man,
00:34:53: weißt du, das Album ist da, das fällt dir auch, der Künstler gefällt dir und dann
00:34:56: ist es irgendwie aber auch wieder weg aus deinem Fokus und kommt der Nächste und es
00:34:59: gibt so Musik, die ist sowieso das kleine Schwarze, sage ich immer. Das hat so eine gewisse
00:35:03: Zeitlosigkeit und das kann man auch immer wieder mal gebrauchen, sowas anzuhören und
00:35:08: so. Aber was gibt es denn so in der nächsten Zeit noch von dir so zu erwarten? Wann kommen
00:35:12: die nächsten sechs Alben?
00:35:13: Wir haben auf jeden Fall dieses Jahr eine kleine Tour vor im Trio mit zwei wundervollen
00:35:18: Gitaristen und natürlich mir, Poesie und Widerstand und da werden wir auf jeden Fall auch ein
00:35:24: Album dazu rausbringen. Also das kommt erst im nächsten Jahr, aber im Herbst gibt es
00:35:27: auf jeden Fall schon Songs und ich habe auch die Geschichte dabei verarbeitet, wie ich
00:35:30: den Dalla Lama getroffen habe.
00:35:31: Die musst du uns aber auch mal erzählen.
00:35:33: Die muss ich jetzt erzählen, wie hast du den getroffen, was hat er gesagt?
00:35:37: Ja, es war Wahnsinn. Ich habe ihn getroffen in Tibethaus in Frankfurt und es waren allerhand
00:35:42: bekannte Leute dabei, also so Promis halt irgendwie, manche kannte ich manche nicht, meine Tourmanagerin
00:35:47: ist total ausgerastet damals, der hat immer gesagt "Legi, Legi, hier steht der Sven Feth"
00:35:52: und nicht so her, wer ist denn das?
00:35:54: Naja, okay. Sven Feth, also ein sehr bekannter DJ, glaube ich, den ich nicht kannte. Auf
00:35:59: jeden Fall und dann standen wir da und wir sollten auf gar keinen Fall ihn ansprechen,
00:36:02: wenn er jetzt gleich kommt und wir durften, also ja, wir sollen ihm nicht Sven Feth, genau
00:36:06: Sven Feth war auch ganz aufgeregt, weil er sollte auch nicht mit dem Dalla Lama reden,
00:36:10: auf gar keinen Fall. Wir waren so 30 Leute und hatten schon stundenlang gewartet und dann
00:36:14: kam er und dann ist er an uns vorweigelaufen, er ist ja vor mir stehen geblieben, ist auf
00:36:18: mich zugekommen und hat das gemacht, was alle Kinder, ich bin ja eigentlich Erzieherin,
00:36:23: was alle Kinder machen als Allererstes, wenn sie bei mir auf dem Schoß sitzen, da hat
00:36:27: mir am Piersing gezogen und gesagt, ich wollte schon immer mal wissen, ob das wehtut.
00:36:30: Wirklich? Wirklich? Und das war so geil und ich hing da mit meiner Lübe so "Ne, tut
00:36:37: nicht weh" und dann haben wir sehr gelacht, haben wir uns gedrückt, dann ist er in sein
00:36:41: Dalla Lama-Mobil gestiegen und schon war er wieder weg. Aber das ist eine wunderbare
00:36:45: Begegnung. Das war irgendwie crazy, ich dachte echt so, cool, ja, da hat sich das irgendwie
00:36:49: bewahrt, so dieses kindliche, das war mein erster Gedanke, weil das Kinder auch immer machen.
00:36:53: Toll, umgekehrt wird er sich mit Sicherheit an die Begegnung auch immer erinnern, eine
00:36:58: ganz besondere. Und macht das auch so sympathisch, das denkt man immer gar nicht, dass jemand
00:37:03: dann so ist. Ich mag das total gerne, wenn Leute so kindlich unterwegs sind, du hast
00:37:07: ja auch viel erhalten von deinem inneren Kind und deiner Kindlichkeit, oder?
00:37:11: Ja, auf jeden Fall. Ich kann gar nicht anders. Manchmal wäre ich gerne Erwachsener, aber
00:37:16: irgendwie weiß ich auch nicht. Nee, ich glaube, ich weiß nicht, ob ich das von meiner Oma
00:37:20: habe, vieterlicherseits. Die war auch so, die man bis zum Schluss konnte, die so, ja,
00:37:24: weiß ich auch nicht, die war auch so kindlich bis zum Ende hin.
00:37:27: Also ich rieche so eine kleine Pipi langstrumpf.
00:37:29: Ja, ist das nicht toll. Ich kenne einen, der wird bald 80, der ist auch immer noch wie
00:37:33: ein Kind und wie ein kleiner Junge. Apropos, hat Udo für dich, Udo Lindenberg hat der
00:37:39: für dich in irgendeiner Weise so inhaltlich eine Inspirationsfunktion, oder was bedeutet
00:37:46: der dir?
00:37:47: Ja, auf jeden Fall. Also ich bin mit Udo natürlich aufgewachsen, ganz klar, mit seiner
00:37:53: Musik und ich weiß noch, also was mir jetzt dazu ertockt, auch wieder einfällt, ist so
00:37:58: ein Moment, wo ich so gehadert habe, ob ich das kann mit der Musik und mir ging es nicht
00:38:03: so gut. Ich bin sehr, sehr jung, Mama geworden, bin dann früh zu Hause ausgezogen und war
00:38:07: so ein bisschen hilflos in diesem Leben. Ich bin dann plötzlich irgendwie so rausgespuckt
00:38:10: ins Leben und das kleine Kind zu Hause und das ist ja gar nicht so easy. Und hatte ich
00:38:14: eine CD von ihm laufen und da war diese Brechtvertonung drauf. Von Brecht Liebeslied. Und ich fand
00:38:21: das so geil, weil ich finde Brecht so geil und dann habe ich gedacht, oh, ist das ein
00:38:25: schönes Lied und dann habe ich mir diese Akkorde rausgehört. Also das war das erste
00:38:29: Lied, wo ich das geschafft habe mit meiner furchtbar schlecht klingenden Gitarre, die
00:38:33: wahrscheinlich auch total bestimmt war. Es hatte nur drei Akkorde gehabt und so eine
00:38:37: schöne einfache Melodie. Und dann hör ich, das war das erste Lied, was ich so oft der
00:38:42: Gitarre selber rausgehört habe. Und das musste ich dann immer spielen. Also immer
00:38:46: jene Abend musste ich dann, hat irgend einer gesagt, spiel dann nochmal das Lied.
00:38:50: Man muss schon Schnaps getrunken haben, immer vor deinem Bleib stehen. Wunderschön.
00:38:56: Da gibt es auch noch über die Verführung von Engeln. Oh, das Ding ist eigentlich...
00:39:01: Schau ihm nicht beim Beep ins Gesicht und so, also die waren in der Schublade. Und seine
00:39:05: Flügel, Mensch, zerdrückt sie nicht. Genau. Genau. Und das zu der Zeit, also es hat
00:39:11: einen gleichen Kinski, ne? Ja, es wäre vielleicht Porno gewesen in der Zeit. Ja, ist es doch,
00:39:15: oder? Nein, das ist Porno für Schlaue. Natürlich. Aber ja, für Schlaue, was hast du gesagt?
00:39:20: Porno für Schlaue. Für Bildungsbürger. Bildungsporno, auch nicht. Bildungsporno.
00:39:26: Das neue Sauber haben wir erfunden. Herrlich. Sarah, wir könnten stundenlang weiter quatschen.
00:39:30: Ja, ich auch. Ach so schön. Das ist toll mit dir. Ja, das ist schön mit dir. Immer wieder
00:39:35: schön mit dir. Und wir schaffen das mit dem Kaffee in Leipzig garantiert. Auf jeden
00:39:38: Fall. Das verspreche ich dir jetzt. Ich werde mich melden. Den müsst ihr mit den Faxen,
00:39:42: den Kaffee. Den Faxen wir dann. Oder wir nehmen dich mit. Du bist ja öfter mal in meiner Küche.
00:39:46: Stimmt. Stimmt. Also vielen Dank, liebe Sarah, dass du da warst. Danke euch. Das war die 8.
00:39:52: Ausgabe mit Bea und Ahnung. Und Sarah. Und Sarah. Und wir sagen noch, dass wir alles verlinken,
00:40:00: was es über dich gibt, da unten. Sämtliche CDs könnt ihr da bestellen. Sarah bei Patreon
00:40:04: erreichen auf allen Kanälen. Und auch nachgucken, wo du mal live zu sehen bist. Denn egal mit
00:40:10: welcher Besetzung, ich kann euch das nur empfehlen. Schaut euch Sarah läschern. Man geht bereichert
00:40:15: aus dem Konzert nach Hause. Das ist so. Danke. Schön war es. Danke schön. Und danke euch.
00:40:22: Danke.
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